Kurt MannweilerKurt war im Herbst 1996 in den astronomischen Arbeitskreis eingetreten. Anderthalb Jahre zuvor hatte er einen Refraktor auf einer soliden parallaktischen Montierung als Geschenk von seiner Familie zum Geburtstag bekommen. Lutz war um Rat gefragt worden, was sich als Einstiegsinstrument in die Astronomie eignet. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hat sich Kurt intensiv mit astronomischen Themen beschäftigt und sich rasch ein Grundwissen erarbeitet. Kurt hatte seinen Refraktor mit Freude zur Beobachtung von Mond und hellen Planeten eingesetzt. Verständlicherweise entstand aber der Wunsch auch die anderen interessanten Himmelsobjekte zu beobachten, die ihm in den Astronomiebüchern begegnet sind. Dazu bedurfte es Instrumente mit deutlichen größeren Öffnungen. Er hatte deshalb einschlägige Firmen für solche Instrumente in Süddeutschland besucht und sich dort Geräte angesehen. Schließlich hat er doch davon abgesehen, sich selbst ein solches Instrument anzuschaffen und beschloss in den astronomischen Arbeitskreis zu kommen und mit dem Hauptinstrument der Sternwarte zu beobachten .

Für Uli (Schaub) und Lutz, die die Sternwarte 1991 gemeinsam gegründet hatten, war Kurt ein willkommener Mit-Beobachter. Er hatte Geschick im Einstellen und die nötige Hartnäckigkeit, die einen guten Beobachter auszeichnet, wenn es um schwache, schwer zu identifizierende Objekte wie beispielsweise das Stephansquintett geht. (Uli bezeichnete die mit Kurt gemeinsamen Beobachtungen als einige seiner schönsten Stunden seines Lebens).

Kurt hat sich zusammen mit Lutz auch intensiv mit der Technik der Beobachtung von Sonnenprotuberanzen mit Hilfe eines Protuberanzen-Ansatzes am Refraktor beschäftigt. In diesem Ansatz, der am hinteren Ende des Refraktors angebracht wird, befindet sich u.a. ein kleiner Metallkegel, der genauso groß ist, dass er exakt die „Sonnenscheibe“ abdeckt, die Protuberanzen aber im Okular sichtbar bleiben. Es ist eine Art künstlicher Sonnenfinsternis. Da sich der Abstand Sonne-Erde und damit auch der Durchmesser der „Sonnenscheibe“ im Jahresverlauf ändert, muss immer der passende Kegel im Ansatz eingesetzt und justiert werden. Diese Justiererei, an deren Ende die Protuberanzen und der Rand des Kegels beide gelichzeitig scharf abgebildet werden, war eine zeitraubende „Fummelei“. (Bezahlbare Instrumente, mit denen die Sonnenscheibe und die Protuberanzen gleichzeitig beobachtbar sind, gab es zu dieser Zeit noch nicht.)

Kurt hat neben seinen „Diensten“ bei den öffentlichen Freitags-Führungen viele Sonderführungen übernommen. In den ersten Jahren hatte er sie noch mit Lutz durchgeführt, teils zu zweit oder auch abwechselnd. Später hat fast nur noch Kurt diese Aufgabe gehabt. Es zeigte sich dabei, dass er es besonders gut mit Kindern konnte. Das hat sich herumgesprochen und so wurde er immer wieder zuhause angerufen und um Sonderführungen mit Kindern gebeten.

Auch bei vielen Bergnächten war Kurt dabei – anfangs auf dem Nebelhorn, später dann auf dem Hochgrat vor der Bergstation. Kurt hatte uns bei diesen Unternehmungen immer mit heißen Getränken versorgt – und wenn es mitten in der Nacht war.

Kurt hatte sich auch bei der Vorbereitung auf die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999 engagiert. Damals hatte der Arbeitskreis allen Interessierten angeboten, mit Omnibussen in die Nähe des Steinheimer Beckens zu fahren, um dort mit „Finsternisbrillen“ oder auch mit privaten Instrumenten der Vereinsmitgliedern die Sofi zu beobachten. Als Vorbereitung zu dieser Fahrt waren über einen längeren Zeitraum vom Verein Einführungsabende mit Vorträgen im „Glaskasten“ neben der Sternwarte angeboten worden. Ein paar Tage nach diesem Ereignis, konnten wir zum ersten Mal die große Gastfreundschaft von Jane und Kurt in ihrem Haus in Vogt genießen. Es war ein tolles Fest, zu dem sie uns auf ihren riesigen Balkon eingeladen haben. Auch einige „Sommerfeschtle“ des Vereins fanden in einer schönen Atmosphäre bei Jane und Kurt statt. Neben kulinarischem durften wir einmal die sehr beeindruckende Vorführung von Janes Freundin als „Feuerfrau“ unten auf dem Rasen vor dem Balkon erleben. Ein anderes Mal hat Kurt einen Wettbewerb im Bogenschießen veranstaltet.

Kurt war immer da, wenn jemand gebraucht wurde und brachte sich mit seinen Fähigkeiten, seinen Ideen und seiner Herzlichkeit in unserem Arbeitskreis ein.

Im April 2021 ist Kurt gestorben.

Beitrag von Lutz Laepple

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