Hochgratnacht im Marsjahr

hochgrat ausflug 2020Hochgratnacht im „Marsjahr“ 2021. (21/22.August) - Lutz

Lutz kann sich nicht erinnern in den letzten 15 Jahren einen so wolkenfreien Himmel beim Aussteigen aus der Bergbahn erlebt zu haben – aber das sollte sich zwischenzeitlich ändern…

Freitags bietet die Bergbahn im August Sonnenuntergangsfahrten bis 22 Uhr an. Wir sind deshalb hier erst um 17 Uhr losgefahren und waren um 19 Uhr an der Bergstation. Erwartungsgemäß waren sehr viele Menschen unterwegs. Das hat nicht weiter gestört, da wir auf den Gipfel aufgestiegen sind. Je näher der Zeitpunkt der letzten Bahnfahrt kam, desto mehr Sonnenuntergangs-Genießer verließen den Gipfel. So standen nur noch etwa ein Dutzend Besucher um uns herum, als wir Jupiter und Saturn im Teleskop eingestellt haben. Dankbar für diese Möglichkeit und mit hörbarer Begeisterung beobachtete einer nach dem andern die beiden Planeten – natürlich war Saturn der Renner. Inzwischen verdeckte eine Wolke die herrliche schmale Mondsichel. Mit blendenden Taschenlampen kamen zwei Frauen herauf, die auch auf dem Gipfel übernachten wollten. Auch ihnen konnten wir noch einige Objekte im Teleskop zeigen, bevor sie weiter hinten ihr Lager aufschlugen.

Ja und nun kamen von allen Seiten Wolken. Anfangs haben wir noch Objekte in wolkenfreien Bereichen gesucht, aber bald ging nichts mehr. Natürlich hat das unsere Stimmung erst einmal gedämpft. Während wir nun die Zeit Vespern nutzten (wir hatten das völlig vergessen), entstanden wieder größere Wolkenlücken. Nach etwa einer knappen Stunde war der ganze Wolkenspuk vorbei und wir standen unter einem traumhaft klaren Nachthimmel mit einer von Horizont zu Horizont reichenden sehr hellen Milchstraße.

Wir beschlossen, die mitgebrachte astrofotografische Ausrüstung nicht aufzubauen, sondern uns ganz der Beobachtung zu widmen. Abwechselnd wurden Objekte eingestellt und dabei u.a. die Liste „abgearbeitet“ die Rainer zuhause für diese Nacht erstellt hatte. Es ist schön, dass unsere Gruppe durch Rainer einen interessierten und im Aufsuchen von Objekten sehr geschickten Beobachter gewonnen hat. Da macht eine solche Nacht noch mehr Freude.

Als gerade keine lichtschwachen Objekte auf der Agenda standen und wir uns somit eine gewisse Blendung erlauben konnten, nahmen wir uns den inzwischen hoch stehenden Mars vor. Mit 250 -facher Vergrößerung stand er bald im Gesichtsfeld. Wow ! Nicht nur die Polkappe war gut zu sehen. Auch Details auf der Oberfläche wie die große Syrte waren deutlich zu erkennen. Beeindruckend.

Viertel vor drei Uhr schlupften wir in die Schlafsäcke und genossen den Anblick des Himmels noch eine Zeit lang im Liegen. Etwa eine Stunde später zog der Himmel wieder zu.

Kleine technische Ergänzung:

Für hohe Vergrößerungen hatte Rainer zwei seiner kurzbrennweitigen Okulare dabei. Mit diesen kamen wir leider nicht in den Fokus. Grund: Lutz hatte sein Dobson beim Umbau vor drei Jahren nicht nur auf Gewichtsersparnis hin konstruiert, sondern auch den Strahlengang so optimiert, dass seine Okulare mit einem möglichst kleinen Fangspiegel ausgeleuchtet wurden. Da vermieden werden sollte, dass (wie bei vielen kommerziellen Dobson), das Auszugsrohr dabei in den Strahlengang ragt, wurde ein kurzer Helical Auszug verwendet. Dieser hatte für Rainers Okulare einen zu kleinen Verstellweg. (Es sei denn man hätte das Teleskop für diese Okulare optimiert). Lutz hatte aber noch ein sehr hochwertiges Zoom 3-6 mm im Rucksack. So konnten wir den Mars doch stark vergrößert beobachten.

Hier noch ein paar Impressionen:

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